Seit fünf Jahren bin ich nun Alleinerziehend.
Und man kann definitiv sagen, dass ich inzwischen deutlich „alleiner“ bin als zu Beginn.

Am Anfang dachte ich, der Vater der Jungs und ich könnten nach der Trennung zumindest als Eltern ein Team sein, anfangs funktionierte das auch. Wir feierten gemeinsam die Kindergeburtstage der Kinder, feierten und verbrachten jedes Jahr Heiligabend zusammen.

Wichtige Entscheidungen in Bezug auf die Kinder, wie zum Beispiel medizinische Entscheidungen, Schulwahl, etc. lagen auch schon vor der Trennung bei mir - ich informierte ihn, er nickte ab. Dies lief natürlich auch nach der Trennung weiter so - irgendwann hatte ich dann auch eine Generalvollmacht für alles.
Mir war nicht klar gewesen, dass das Interesse an solchen Dingen im Laufe der Zeit noch geringer werden könnte - doch das wurde es. Größer wurde dabei die Genervtheit, wenn ich ihm dennoch Infos über solche Dinge aufzwang. Was mich wiederum unglaublich frustrierte.
Irgendwann vor 2-3 Jahren beschloss ich für mich, damit aufzuhören. Wenn er Etwas wissen wollte, sollte er einfach nachfragen.

Ebenfalls irgendwann gegen 2021-2022 gab es immer mehr Anlässe, denen er entweder spontan oder mit Ansage fern blieb: Kindergeburtstage, Vorschul-Abschlussfest, Taufe.
Die Kinder waren enttäuscht und sauer. Ich selbst fand es einfach nur traurig - für die Kinder.
Im selben Zeitraum häuften sich auch die Themen, bei denen ich Vorschläge machte und ihm dann wochenlang hinterherrannte, um gefühlt tausendmal nachzufragen, ob das so für ihn okay sei, ob er andere Vorschläge hat, etc. - und wo statt einer Reaktion von ihm eine Reaktion aus seinem Umfeld kam, aus der klar hervor ging, dass ich angeblich die Böse sei, die ihm Entscheidungen vorsetzen würde.
Darauf hatte ich irgendwann absolut keine Lust mehr! Und beschloss, die Berührungspunkte, und damit die Dinge, für die eine Abstimmung notwendig wäre, auf das absolute Minimum zu reduzieren.
Damit fahre ich nun seit gut zwei Jahren ganz gut.


Auch was den Umgang angeht – und damit auch meine kinderfreie Zeit – hat sich in den letzten Jahren Einiges geändert.
Immer, wenn ich den Ordner mit meiner ganzen Alleinerziehenden-Bürokratie öffne, springt mir auch unsere ursprüngliche Umgangsvereinbarung entgegen. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Und wenn ich dann daran denke, dass wir diese Vereinbarung damals im Beisein des Jugendamtes geschlossen haben, weil ich dachte, dann würde das Ganze zumindest gefühlt etwas verbindlicher werden, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.

Diese Vereinbarung sah unter Anderem vor:
- pro Monat ein ganzes und zwei halbe Papa-Wochenenden
- der Vater holt die Kinder freitags aus der Kita (damals waren alle noch Kita-Kind) ab, wenn die Jungs ab Freitag bei ihm sind
- Ferien und Brückentage werden hälftig aufgeteilt
- die Kinder werden unter der Woche an bis zu zwei Abenden pro Woche vom Vater betreut

So sieht die Realität nach fünf Jahren aus:
- Die Jungs sind alle 14 Tage am Wochenende beim Vater – seit knapp einem Jahr von Samstag 10 Uhr bis Sonntag 15 Uhr
- Die Betreuung in den Ferien liegt bei mir
- Einen Papa-Abend unter der Woche gibt es schon lange nicht mehr. Ganz, ganz selten übernimmt der Vater abends - wenn ich zu einem Elternabend muss und niemand sonst Zeit hat.

Im Laufe der Jahre haben wir den Umgang immer wieder angepasst - natürlich auch an äußere Gegebenheiten (Pandemie und so), aber vor Allem an die Bedürfnisse der Kinder.
Ich bin froh, dass die Jungs noch halbwegs freiwillig zum Vater gehen. „Weil die Mama auch mal eine Pause braucht“ sagen sie teilweise selbst.
Aktuell probieren wir, wieder zu Papa-Wochenenden von Freitag bis Sonntag zurückzukehren – ein erster Versuch dieses Wochenende lief gar nicht mal so schlecht.

Und auch, wenn viele Andere sagen, dass das nicht okay sei und ich ja so gar kein Leben hätte - es ist gut so, wie es ist!

Oktober 2024